Prinz Cameron war da, der Dornröschenschlaf ist endlich vorbei: 3D ist angesagt. Und damit wird auch die Zukunft des Webs wieder mal eingeläutet! 3D! So richtig zum an- und reingreifen. Und nochmal: 3D! damits endlich jeder kapiert.
Web 3D: Wann kommt das dreidimensionale Internet?
Hinweis 2023: Der folgende Text wurde 2010 verfasst. 13 Jahre sind im Web eine sehr lange Zeit. Mit Blick auf dem Hype um das Metaverse - was war, was nicht?
Nachdem Web 2.0 nicht mehr so ganz super ist, und Web 3.0 wohl nur eine matte Fortsetzung wäre, keimen neue Ideen. Virtuelles Shopping – diesmal aber richtig: Mit Einkaufswagerl schieben, Dinge aus dem Regal nehmen, sie rundum bewundern, sie in der virtuellen Wohnung aufstellen, sie den virtuellen Freunden zeigen. Das einzige was nicht virtuell ist: Der Geldsegen, der sprudeln wird. Hoffentlich.
Seit etwa 25 Jahren ist es nur eine Frage der Zeit, bis 3D endlich kommt. Tatsächlich stehen jetzt die Zeichen günstig: Dank Windows Vista / Windows 7 und dem Hype rund um "Second Life" bekommt man kaum mehr einen Computer ohne 3D-fähige Graphikkarte. Ohne diese geht 3D auch nicht: Der Prozessor kann noch so schnell sein, er ist schlichtweg zu wenig darauf spezialisiert, 30x pro Sekunde 10000e Flächenstückchen mitsamt Farbe und Schattierung zu berechnen. In kurzer Zeit, etwa 2 Jahren, wäre also damit zu rechnen, dass der Markt zumindest technisch reif für Web 3D wäre.
Eine weitere Hürde sind die verschiedenen Standards. Adobe Shockwave 3D ist schon einige Jahre vorhanden, läuft schnell, unkompliziert und stabil. Shockwave 3D wäre sicher eine gute Plattform. Wenn man die geeignete Hardware voraussetzen kann, ist es auch nicht nötig, sich auf Daumenkino-Größe zu beschränken; mein 3D Spiel Hoverster läuft auf einem neuen Computer problemlos in HDTV-Auflösung.
Andere Web3D-Standards sind zwar ebenso verfügbar, ich habe aber meine Zweifel, ob sie sich durchsetzen werden: Es reicht nicht, irgendein 3D-Teil hinzustellen, man muss es auch sinnvoll steuern können. Die einzige echte Alternative zu Shockwave: Java3D, ist in etliche inkompatible Versionen und Bibliotheken zerspradert, etwas instabil und deswegen nicht breitentauglich. Die oft kolportiere hohe Verbreitung von Java beruht auf alten Zahlen und sagt nichts darüber aus, welche Java-Version tatsächlich installiert ist.
VRML und X3D sind kaum interaktiv, Flash oder gar Javascript können gerade mal so tun, als ob.
Und eines ist klar: Web 3D wird nicht als ein Flickwerk von unzähligen Programmen Verbreitung finden, die man erst herunterladen und installieren muss – es wird via gängigem PlugIn im gängigen Browser laufen. Und zwar mit PlugIns von namhaften Distributoren wie Adobe – wo man halbwegs sicher sein kann, dass kein Trojaner mitkommt.
Der Download des derzeit 2,6Mb großen Shockwave-PlugIn ist schmerzlos - und wird auch nicht wirklich ein Problem darstellen: 3D-Umgebungen sind generell relativ ladeintensiv; Spiele beginnen bei ca 1Mb, wer jammert da ernsthaft über einmalige 2,6Mb.
Eine andere Frage ist es, wie weit 3D von Besuchern akzeptiert wird. Aus meiner Erfahrung als Shockwave-Programmierer weiß ich, dass ein Großteil der Menschen starke Schwierigkeiten hat, sich in virtuellen 3D-Umgebungen zu orientieren, zu greifen, zu interagieren. Das mag Gewohnheitssache sein und sich auch mit anderen Eingabegeräten bessern; fraglich aber, ob das überhaupt immer erwünscht ist: Warum soll man/frau mit einem virtuellen Einkaufswagerl durch die Gänge fahren, wenn man auch einfach die Suche benutzen und dann auf das Bild klicken kann.
Ein entscheidender Faktor ist letztlich die Steuerung - sie muss intuitiv und unkompliziert sein. Programmierer neigen dazu, die Navigation zu überfrachten, zu viele Möglichkeiten anzubieten, aus Angst, dass die gewünschten nicht dabei wären. Und sie verlassen sich in ihrer Betriebsblindheit auch gerne mal darauf, dass Standards für Spiele (Tastenbelegungen) jedem bekannt sind.
Zweifelsohne wird es zahlreiche Anwendungsfälle geben, in denen 3D-Darstellungen wirklich Sinn haben, etwa, wenn ein Produkt konfiguriert werden kann. Oder für Casual-Games, vielleicht mit irgendetwas verbunden. Oder, oder...
3D-Anwendungen werden kommen - zweifellos. Ob ein "Web 3D" die Verbreitung erreichen wird, von der auch ich gerne träumen würde - naja: mal sehen - und vorerst mal in Übung bleiben.
Kommentare:
wow, schlecht gealtert. Trotzdem bei Suchergebnissen vorne, hihi.
asdfAntworten
Danke für den Hinweis! Von 2010 ;-)
Aber so ganz daneben bin ich vor 13 Jahren nicht gelegen. Shockwave und Flash sind es letztlich nicht geworden, aber das 3D-Web ist wieder mal in Planung (Metaverse).ChioAntworten