Immer wenn haarsträubende Argumente gebracht werden, ist an der Diskussion selbst etwas faul. In der ewigen Debatte über Design-Tabellen hört man ganz besonders seltsame Dinge.
Webdesign: Tabellenlos
Normalerweise wird zur Gestaltung der Website ein unsichtbares Raster (=Tabellen) verwendet, um die wesentlichen Bereiche einer Seite einzuteilen und zu stabilisieren.
Tabellenloses Webdesign bedeutet, dass keinerlei Tabellen mehr verwendet werden dürfen. Diese Technik ist an sich relativ alt, aber erst in letzter Zeit gibt es die technische Möglichkeit, das auch für breiteres Publikum umzusetzen.
Die Sinnhaftigkeit von tabellenlosem Webdesign wird in Foren ausgesprochen emotional diskutiert, zumal die Vorteile in der Praxis nur gering sind:
- Eine Website kann auf verschiedenen Ausgabegeräten betrachtet werden.
Gemeint sind hier vor allem Handys und Pocket-PCs. Niemand liest ein Blog am Handy - dafür müssen Daten grundsätzlich anders aufbereitet werden. Außerdem unterstützen die wenigsten "alternativen Ausgabegeräte" CSS hinreichend. - Der Quellcode wird schlanker.
Die Einsparung ist sehr gering: 2 - 5%, andere Maßnahmen würden weit mehr bringen. In der Praxis spielt der Traffic kaum eine Rolle. - Das grundlegende Design kann sehr schnell im Stylesheet statt in der Musterseite geändert werden.
Es spielt in der Praxis kaum eine Rolle, wo man das Design verändert; grundlegende Änderungen sind selten in wenigen Minuten gemacht. Außerdem sollte man - eine einigermaßen professionelle Einstellung vorausgesetzt - bereits vorher einen Plan haben, statt nachträglich herum zu schrauben. - Tabellen sind semantisch nicht korrekt.
Semantik ist die Lehre von der inhaltlichen Bedeutung der Sprache und Zeichen. Da der Tag <table> heißt, dürften (semantisch korrekt) auch nur tabellarische Daten dargestellt werden. In der Praxis ist das aber sowohl dem Browser als auch dem Besucher egal. Es macht etwa den selben Unterschied, ob Sie Tixo oder - semantisch korrekt: - Klebeband verwenden. - Laut W3C dürfen Tabellen nicht zu Layoutzwecken verwendet werden.
Erstens heißt es "sollen", zweitens sollte man dazu auch die Hintergründe kennen.
Tja, der falsche Browser!
Aber mit Firefox sieht man schon gleich ein wenig mehr:
Der Geister-Scrollbalken unten kommt auch bei prominenten tabellenlosen Seiten häufig vor.
Die Nachteile von tabellenlosem Webdesign:
- Auf älteren Browsern zerfallen tabellenlose Seiten völlig und sind unbrauchbar. Nur Browser der neueren Generation können derartige Seiten halbwegs sauber darstellen. Trotzdem kann es zu starken Unterschieden zwischen Internet Explorer und zB Firefox kommen.
- Zwar kann theoretisch nahezu jedes Design, das mit Tabellen problemlos und stabil ist, auch ohne Tabellen realisiert werden, der Teufel steckt aber sehr stark im Detail und erfordert viel Know-How und Tricks. Deswegen sind die meisten tabellenlosen Webseiten relativ einfach gehalten.
- Problematisch wird tabellenloses Webdesign dann, wenn jemand anders Änderungen am Design vornehmen soll. Umfangreiche Stylesheets sind sehr undurchsichtig, man muss sich lange einarbeiten, um die Wege und Strukturen nachvollziehen zu können.
Wann tabellenloses Webdesign sinnvoll ist:
Zweifellos gibt es Designs, die mit Tabellen schwer umzusetzen sind. Tabellen verhindern, dass sich Elemente überlappen - genau das kann aber auch ein Nachteil sein.
Die mangelnde Stabilität von CSS-Designs tritt dort in den Hintergrund, wo sehr strenge Vorgaben gemacht und eingehalten werden; etwa bei Redaktionssystemen. Wenn zb eine Vorgabe ist, dass der "Anreißer" genau 3 Zeilen hat, dann werden eben genau 3 Zeilen geschrieben.
Typische Probleme - etwa gesprengte Rahmen - dürfen einfach nicht auftreten: Der Redakteur muss sich eben einen kürzenen Menüpunkt einfallen lassen.
Fälle, in denen tabellenloses Webdesign zwingend ist:
Wie schon angedeutet, wird die Diskussion über tabellenloses Webdesign mit geradezu religiösem Eifer geführt. Sollte ein Entscheidungsträger der "Tabellenlosen Fraktion" angehören, hilft Ihnen Pragmatismus nicht weiter: Die Website ist "unten durch".
Auf Glatteis bewegen Sie sich zb sobald auch das Wort "barrierefrei" erwähnt wird: Beides wird häufig miteinander verwechselt; jede Erklärung ist überflüssig.
Auch Websites, die - aus welchem Grund auch immer - von Webdesignern in Foren diskutiert werden, sollten nach Möglichkeit tabellenlos sein; Häufig gehören die Forenmitglieder mit Zeitüberschuss sowohl zu den CSSer als auch zu den aktivsten Postern in Foren.