Ein Abmahnwelle in Österreich macht derzeit viel böses Blut und untergräbt das Vertrauen zwischen Webdesignern und ihren Kunden. Worum es geht und was zu tun ist.
Abmahnungen wegen Google Fonts
Ein Anwalt aus Niederösterreich hat tausende Abmahnungen verschickt, in denen er € 190,- von den Inhabern der beanstandeten Websites verlangt, weil diese Google-Fonts nachladen. Die Wirtschaftskammer und die Datenschutzbehörde empfehlen, keinesfalls zu zahlen. Die Rechtsanwaltskammer ist bereits aktiv. Ob tatsächlich Klagen eingereicht wurden, ist derzeit unklar.
Aktuell: So wie es aussieht, ist die Sache erledigt:
https://www.rechteck.at/google-fonts-abmahnungen-ende-gut-alles-gut/
Die Seitenbesuche fanden vermutlich automatisiert Anfang bis Mitte August 2022 statt, es ist aber zu befürchten, dass es Nachahmer gibt.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass einer unserer Kunden betroffen ist. Offensichtlich wurde ein Bot verwendet, der gezielt nach einem bestimmten technischen Merkmal gesucht hat, das bei Websites von uns so nicht vorkommt.
Dennoch sind wir seit Wochen damit beschäftigt, die Google-Fonts lokal auf den Webspaces zu installieren. Das muss bei jeder Website individuell gemacht werden und nervt ziemlich.
Worum geht es?
Es ist heute üblich, die auf einer Webseite verwendeten Schriften mit auszuliefern, um auf allen Systemen (PC, Mac, diverse Handys) ein gleiches Erscheinungsbild zu haben. Die Sache ist technisch aber etwas tricky, daher hat Google sehr erfolgreich eine einfache und schnelle Möglichkeit bereitgestellt - die Google Fonts: Mit Hilfe einer simplen Anleitung kann man diese einbinden, Google kümmert sich um die technische Umsetzung und als angenehmer Nebeneffekt verkürzt sich auch die Ladezeit der Website erheblich.
Da Google dabei keine personenbezogenen Daten speichert oder Cookies setzt, scheint dieser Weg auch unbedenklich und wird sehr häufig genutzt.
In den nun versendeten Abmahnungen wird auch nicht direkt mit einem Verstoß gegen die Datenschutzverordnung (DSGVO) argumentiert, sondern damit, dass die Nutzung eines Google-Dienstes „Unwohlsein“ verursacht.
Was wir jetzt machen:
Wir arbeiten uns gerade durch 100e Websites und tun, was wir können. Um das klar zu sagen: Da geht es nicht darum, wer schuld hat, sondern darum, potentiellen Ärger und Stress abzuwenden.
Allerdings gehen wir davon aus, dass da nichts rauskommen wird; der Anwalt hat einige Fallstricke übersehen. Dennoch ist es sehr ärgerlich, weil hier durch Habgier das Vertrauen zwischen Webdesignern und ihren Kunden untergraben wird.
Links zum Thema:
derstandard.at
abmahnung.wtf
techniknews.net