Wieviele Besucher hat meine Website?

Wieviele Besucher hat meine Website? Was tun die da, was sehen sie sich an? Wie werde ich in Suchmaschinen gelistet – und gefunden? Wo kann ich das sehen? Was sagt mir das? Ist das viel – oder wenig?

Besucher zählen

Sowohl Webalizer als auch AWStats analysieren die Logfiles (Protokolle des Servers) und sind damit prinzipiell nur für eingeweihte Domain-Inhaber einsehbar. Mit Analytics wertet Google das Besucherverhalten direkt aus und macht sich zum Haupt- und den Webmaster zum Mitwisser. Drei Kandidaten, mit denen sich das wer, was, warum feststellen lässt.

Webalizer – der Klassiker

Webalizer ist seit Jahren unverändert, bei praktisch jedem Provider im Angebot inbegriffen – und immer noch gut. Die Graphiken sind farbenfroh und zeigen auf den ersten Blick, was man sehen will: Besucher, Besucher, Besucher. Apropos: Die Besucher sind "Visits" – nicht zu verwechseln mit "Sites" – das ist was anderes.
Mit etwas Aufbohren lässt sich allerhand mehr in Erfahrung bringen, allerdings nicht mehr so schön in Form von Graphiken, sondern als endlose Zahlenkolonnen, die dem Unbedarften wenig sagen, dem Profi mit Werkzeug und geschultem Auge aber sehr viele Details eröffnen, etwa wieviele Besucher mit welchem Handy zugegriffen haben usw.

Allerdings ist Webalizer etwas ungenau und zeigt durchwegs zu viele Besucher an, weil die Robots (Suchmaschinen, Spambots, Linkchecker...) ebenso als Besucher gezählt werden. Das kann ganz schön auftragen, bis hin zum doppelten oder mehr. Auch (und gerade!) bei Seiten mit vielen Bildern zeigt Webalizer deutliche Schwächen.


AWStats – der Herausforderer

AWStats ist etwas mühsam zu installieren; wenn es nicht im Hostingpaket inbegriffen ist, sollte man sich gut auskennen – oder es lassen. Die Stärken von AWStats liegen vor allem im Bereich Suchmaschinen und Nutzerverhalten. Die Graphiken sind sehr unübersichtlich, mehr Sinn macht ein Blick auf die Tabellen. Davon gibt es reichlich: Über welche Suchmaschinen wer mit welchen Suchbegriff gekommen ist, mit welchen Browser, ob Flash installiert ist, ob, ob, ob.
AWStats zählt die Besucher relativ genau, allerdings rutscht der eine oder andere Spambot durch; Nicht jeder gibt sich als "Bot" zu erkennen.

Google Analytics – der ausgefeilte Beelzebub

Google zählt prinzipbedingt nur Besucher, die Javascript aktiviert haben, damit fallen von vorne herein so gut wie alle Bots raus, aber auch "echte" Besucher ohne Javascript. Das ist insofern zu verschmerzen, als Besucher mit deaktiviertem Javascript die Kunden-Statistik nur verzerren würden: Das wären entweder Schwachköpfe oder Webdesigner. Die einen kaufen sowieso nicht, die anderen können es sich nicht leisten ;-) Analytics ist generell sehr stark am "Käuferverhalten" orientiert, viele Funktionen machen erst bei Shops Sinn.

Google Analytics zeigt von allen 3 Kandidaten die wenigsten Besucher an, weniger als AWStats und oft nur die Hälfe von Webalizer.
Die Statistiken sind vom Feinsten: Man kann so gut wie alles einstellen, auswerten, überblicken; die Durchklickerei kann zu einem Nachmittagsvergnügen werden: Sehen sich Leute mit Windows Vista andere Seiten an als die mit Windows XP? - alles da.
Ein Google-Konto ist schnell eingerichtet, bei einem CMS ist das Einfügen des Codes ein Kinderspiel.

Die große Frage ist: Will man einem Monopolisten mit satten 95% Marktanteil alle diese Daten anvertrauen? Im Unterschied zu den Logfile-Analysen erfährt es hier Google zuerst und gibt einen Teil seines Wissens an den Webmaster weiter. Google dementiert natürlich vehement, dass Analytics in irgendeiner Form Einfluss auf das Ranking hat, aber: weiß mans? Immerhin wirft man dem gierigen Drachen allerhand Daten in den Hals.

Was jetzt?

Für den Hausgebrauch ist Webalizer nach wie vor gut und ausreichend. Bei kleineren Sites, die nicht extrem für Suchmaschinen optimiert sind, reicht es zu wissen, dass nicht alles echte Besucher sind. Abseits der Zahlen sind die Trends interessant: 50% mehr sind 50% mehr – mit oder ohne Bots. Für genauere und langfristige Analysen gibt es Tools wie zb den Webalizer Analyzer.

AWStats ist interessant, aber verliert schnell seinen Reiz: Für Seiten, die sich nicht dauernd ändern, kommt im Wesentlichen auch immer dasselbe raus. Langfristige Trendanalysen (zb ein Jahr) sind kaum möglich. AWStats hat zweifelsohne Stärken, wer sich längerfristig mit Suchmaschinenoptimierung befasst, sollte wenn möglich AWStats verwenden.

Google Analytics ist sehr interessant für jene, die sich um den Datenhunger von Google nicht kümmern und schlichtweg ihren Nutzen daraus ziehen wollen: Unkompliziert, ausgefeilt, gut. Besser als alle anderen.

 

Ahja – Besucherzahlen: habe ich viel oder wenig Besucher?

Normalerweise gibt es ein "Grundrauschen" von 3 – 5 Besuchern (laut Google Analytics) bzw 10-15 (laut Webalizer). Der enorme Unterschied erklärt sich daraus, dass es sehr viele Robots gibt, die Webalizer zählt, aber Google nicht. Je mehr Besucher, umso weniger tragen die Bots bei kleinen Präsenzen auf. Bei größeren Präsenzen kann es sich wiederum genau anders rum verhalten.

Es kommt weniger darauf an, wie viele man hat, sondern was dabei rauskommt: 10 Interessierte sind besser als 100, die was ganz anderes gesucht haben. So hat zb die Dame, die bei "Webdesign" in Google auf Platz 1 ist, weit mehr Besucher als ich, der mit "Webdesign Wien" gerade mal auf Platz 4 ist. Aber: Wer "Webdesign Wien" sucht, sucht jemanden, den er/sie physisch erreichen kann – wozu wohl? Ich habe keine 'Besucher', ich habe potentielle Kunden.

Nehmen wir 2 Extreme: Eine Site, die aus nur einer Seite besteht. Egal ob Bot oder Besucher: Alle schauen diese _eine_ Seite an. Hätte diese Site jetzt sehr viele Besucher, würden die Bots relativ zu den Besuchern kaum auftragen.

Bei einer sehr großen Präsenz (zb 100000 Unterseiten - ja das gibt es!) schauen sich die Besucher im wesentlichen immer nur die gleichen Seiten an - was ist aktuell. Bots spidern hingegen alle Seiten, in kleinen Häppchen. Mal da, mal dort. Sie kommen also relativ oft vorbei und sind damit quasi "neue Besucher"

Kommentare:

Hallo,
das war ja echt mal Aufschlussreich.
Da freut man sich über die vielen Besucher und am Ende ist man enttäuscht wegen der schlechten Conversion.
Ich habe nämlich jetzt ein Tracking-Programm auf meiner Webseite installiert und wunderte mich über die extrem unterschiedlichen Ergebnisse.

Henry
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Hallo - Danke für den informativen Blog. Ich nutze schon seit Jahren Google-Analytics und bin sehr zufrieden mit den Statistiken. Habe auch schon andere Tools getestet. Hier war der Eine oder Andere auch brauchbar, aber der von Google ist recht gut.
OK - Google erfasst natürlich Daten von der Webseite und verfügt über diese. Wer dies nicht möchte, das kann ich auch verstehen, der sollte auf Google-Analytics verzichten und z.B. auf Piwik zurückgreifen.
@Jürgen
Wie der Verfasser oben schon geschrieben hat, zählt Joomla auch die Bots, das machte Google nicht!

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Was ich nicht verstehe Joomla zeigte mir 200 Besucher an und bei Google Analytics werden gerade mal 2 Beswucher angezeigt. Wenn ich dann die Seitenaufrufe der einzelnen Seiten kontroliere ist irgendwo dazwischen etwas.

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Ich hatte auch bis vor kurzem den Webalizer installiert und es wurden viel mehr Besucher gezählt als bei google zuvor. Ich weiß nicht, oder besser ich denke , dass google damit auch bewusst den Besucherstrom steuert, nicht nur misst.So werden Seiten, die den Tagesbedarf erreicht heben, entweder nicht mehr in den Suchergebnissen angezeit, oder aber wenn zu Viel frischer Content dazu kommt, gar nicht erst in den Index aufgenommen. So kann meiner Meinung nach google wunderbar die Besucher steuern..

Gruss
Rubi

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Super Zusammenfassung, wirklich eine Bereicherung für jeden, der sich mit dem Thema auseinander setzen will!

@Chris
komisch, dass kann ich jetzt so direkt nicht bestätigen, habe einen sehr präzisen Eindruck von GA.

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"Das wären entweder Schwachköpfe oder Webdesigner. Die einen kaufen sowieso nicht, die anderen können es sich nicht leisten ;-)"

Made my Day :))))))

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Bei Google bin ich zunehmend vorsichtiger, da ich gelesen habe, dass ein Teil der Daten in das Ranking einfließt. Ich tendiere auch immer mehr zu Piwik.

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Google Analytics ist natürlich so, als würde man seine Buchhaltung - kostenlos - vom Finanzamt machen lassen und erfährt dafür nur von denen, was man verdient hat. Sicher praktisch, aber nicht so jedermanns Sache...

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Ich kenn mich leider nur mit GA aus, da ich nicht andere Web Analyse Programme etc. kenne kann ich keinen direkten Vergleich oder ähnliches bilden. Ich persöhnlich kann aber nicht über Analytcs meckern und verstehe auch nicht wieso die SEO-Leute manchmal über GA herziehen :)

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Also ich habe heute angefangen alle unsere Webseiten mit Piwik auszustatten.
Gerade für SEO finde ich ist es recht gefährlich Google direkt alle Daten zu liefern. Auf der anderen Seite möchte ich die detaillierten Infos die mir Analytics bietet nicht verzichten.
Piwik bietet genau die gleichen Daten wie Google und ebenso sauber aufgelistet. Mitunter ist es sogar übersichtlicher.

Einziges "Problem" Man muss die Software auf einem eigenen Server in einer Datenbank installieren.
Danach kann man den Code beliebig einbauen.

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Hallo Chio,

danke für die schöne Erklärung. ich bin über Deinen Text gestolpert, weil ich den Eindruck habe, dass bei Google Analytics die Visits Auswertung nicht stimmt. Hier ein Beispiel.
Meine Webseite ist auch auf japanisch. Daher habe ich relativ viele Besucher aus Japan. Logisch. Manchmal ist aber auch eine ganze Woche (!) dabei, da habe ich null Besuche aus Japan. Komisch.
Ausserdem: die Besucher verweilen nur 0 sec auf meiner Seite, und zwar alle.
Beide Beobachtungen führen bei mir zu dem Schluss, dass Google Analytics wohl doch nicht alle Besuche eindeutig analysiert.
Gruß, Christian

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