Große Formate gestalten

Für größere Drucksachen wie Plakate, aber auch Rollups, Fahnen oder Deco-Tapeten in Geschäften gelten etwas andere Regeln als für Folder. 

Plakate gestalten - Tipps vom Profi

Es versteht sich von selbst, dass große Druckwerke weitgehend auflösungsunabhängig erstellt werden müssen. Am Ende muss also zwangsläufig ein PDF stehen.

Photoshop ist hier als Zulieferer gut, die Montage selbst ist am besten in Indesign zu machen.

Welche Dokumentengröße?

Nur bei kleineren Formaten ist es noch sinnvoll, im Endformat zu arbeiten. Sobald es größer als DIN A1 wird, ist das aber unpraktisch: Schriftgrößen und andere Maße werden ja nach wie vor in Punkt oder mm angegeben, und hier kommt man schnell zu recht unhandlichen Zahlen. Eine Änderung der Einstellungen macht die Sache nicht wirklich besser.

Praktischer ist es, in einem proportional kleineren Dokument zu arbeiten, etwa 1/5 oder 1/10. Auf die richtige Größe bringt man es, indem man dieses Dokument wiederum in ein anderes platziert und so auf die echte Größe umrechnet.

Bei den meisten guten Druckereien kann dieser Schritt entfallen; sie rechnen das selbst um. Bei sehr großflächigen Drucksachen ist PDF ohnehin am Ende: bei ca 5 Metern ist Schluss.

Auflösung

Die 300 DPI-Regel (Endauflösung) ist bei großen Plakaten natürlich nicht zu halten. Das ist auch nicht nötig, niemand geht mit der Lupe zu einer Plakatwand hin. 72DPI sind ein guter Wert für Fotos, und die Schrift bzw Logos sollten sowieso als Vektorgrafik eingebunden sein.

Fotos sind ohnehin immer etwas unscharf; benachbarte Pixel haben selten wirklich verschiedene Farben. Ausgenommen: Wenn Fotos sehr stark nachbearbeitet wurden. Speziell zu starke Scharfzeichnung (Photoshop oder die Software der Kamera) kann harte Kontraste erzeugen, die eine zu niedrige Auflösung deutlich sichtbar machen. Sowas ist nicht zu retten.

Je nach Kontrastreichtum und Einsatzort sollte eine Mindestauflösung von 40 DPI in der Endauflösung nicht unterschritten werden. Zur Erinnerung: 25 DPI bedeuten Pixel von 1 mm Größe.
Das wird bei einer Plakatwand an der Autobahnabfahrt egal sein, bei einem Plakat an einer Bushaltestelle fällt das aber schon auf – überhaupt wenn es nachgeschärfte Bartstoppel gibt ;-)

Besonders seltsam wirkt es, wenn Auflösungen deutlich sichtbar vermischt sind, wenn etwa sehr scharfe Bilder mit weichen Kanten (Verlaufsüberblendungen) direkt neben extrem pixeligen Bildern sind.

Druck

Große Drucksachen werden heute fast immer im Digitaldruck vervielfältigt. Anders als früher gibt es die typischen Rosetten des Offset-Drucks nicht mehr, in denen Unschärfe verschwindet. Auch 36-Bogen Plakate sind heute gestochen scharf. Grobe Fehler treten daher ebenso „scharf“ zutage.

Anmerkungen zur Gestaltung

Man sollte sich über die Gegebenheiten Gedanken machen: Wo ist das Plakat sichtbar? Wie viel „Botschaft“ kann wahrgenommen werden?
Häufig ist der untere Bereich verdeckt; hohes Gras, Büsche, Bänke. Oder einfach nicht im Blickwinkel. Bei Wartehäuschen an Bushaltestellen wird für Vorbeifahrende der rechte und linke Bereich von Seitenwänden verdeckt, die an der Haltestelle Stehenden oder Passanten können hingegen durch die Nähe nicht das ganze Plakat erfassen.

Plakate für zb Konzerte enthalten daher oft nicht mehr als Künstler+Datum: Der Bedarf muss ohnehin nicht mehr geweckt werden.
Generell sollte man sich nicht allzusehr verheddern: 1 gutes Foto, 1 Information. Weiteren Text so positionieren, dass er nicht ablenkt. Sponsorenlogos immer unten, dort wo der Busch ist ;-)


Zum Schluss: ein Schwank aus dem Leben

Wir bekamen den Auftrag, ein Wahlplakat zu gestalten, mit folgenden Vorgaben: Viele kleine Textblöcke (in Form von Zeitungsausschnitten über den Politiker), kein Foto, über alles nur ein mehr oder weniger sinnvoller Slogan. Partei-Logo: rechts unten (Busch!). Die Plakate waren alle an Autobahnabfahrten platziert, unmöglich zu erkennen.
Alles Worst Practice

Über den Sinn wurden wir später aufgeklärt:
Die wahlwerbende Person war relativ beliebt, aber die Partei sehr unbeliebt. Da auf aller Werbung aber die Partei stehen musste, wurde die Kampagne so ineffizient gestaltet; praktisch „verpulvert“.
Den ganzen Funktionären wurde sie aber als „Leistungsschau“ verkauft, mit der Aufforderung, jetzt ebenso aktiv zu werden und für den Kandidaten „auf die Straße“ zu gehen.
Hat gewirkt, die Wahl wurde gewonnen.

Dass auf den Plakaten von Norbert Hofer das FPÖ-Logo nicht unbedingt im Vordergrund steht, mag wohl ähnliche Gründe haben.