Seit 2016 müssen Websites barrierefrei sein.

Seit Anfang 2016 müssen in Österreich auch Websites barrierefrei sein - das weiß man seit 10 Jahren. Was das aber konkret bedeutet, ist immer noch so unklar wie auch schon vor 10 Jahren. 

Barrierefrei, die nächste

So wie man bei Barrierefreiheit im öffentlichen Raum an einen Menschen im Rollstuhl denkt, so denkt man bei Barrierefreiheit im Internet an blinde Menschen. Ganz so einfach ist der Fall aber nicht: Es gibt sehr viele Arten von Behinderung oder Benachteiligung, die wiederum viele verschiedene, teils divergierende Maßnahmen erfordern.

Und anders als Bauwerke ändert sich das Internet sehr schnell - 10 Jahre sind im Webdesign eine ziemlich lange Zeit.

Ein schwammiges Thema

Ja - es gibt Richtlinien, diese sind aber sehr ungenau. Aus gutem Grund: Was man heute festlegt, ist morgen überholt. Und: Es ist sehr oft keine technische Fragestellung, sondern eine inhaltliche - womit wir schon beim Begriff „Im Ermessen“ sind.

Ein konkretes Beispiel: Ein Bild muss ein sogenanntes alt-Attribut haben, in dem der Inhalt des Bildes (kurz) beschrieben wird. Aber nur dann, wenn das Bild nicht nur unwichtige „Behübschung“ ist. In diesem Fall muss das alt-Attribut leer sein - aber trotzdem vorhanden.

Sie werden hier auf dieser gesamten Website kaum ein Bild finden, das wirklich für den Inhalt wichtig ist. Praktisch alle Bilder hier sind nur zur Auflockerung und haben keinen direkten Bezug zum Inhalt. Sie stellen für einen Blinden keinen Mehrwert dar.
Es ist also eine Frage des Ermessens.

Keine Ermessensfrage ist es hingegen, ob das alt-Attribut leer ist - oder nicht vorhanden. Technisch läuft das auf das gleiche raus - nach den Richtlinien aber nicht: Es muss vorhanden sein. Warum? Weil sich wenigstens das messen lässt.

Tools und Werkzeuge

Ja - es gibt auch diverse Tools, mit denen sich eine Website überprüfen lässt. Das Problem dabei: Wie will man messen, was im „Er-Messen“ liegt? Es bleibt also nur zu überprüfen, ob jedes Bild ein alt-Attribut hat und dieses (im Zweifel immer besser) auch einen Inhalt hat. Ob dieser sinnvoll ist, kann ein Programm nicht feststellen.

Es gibt etliche solche Messpunkte: Gibt es eine Überschrift 1 (h1), und wenn es eine Überschrift h3 gibt - gibt es vorher auch eine h2? Vieles weiter.
Technisch gesehen kann man diese Tools sehr leicht austricksen: Man bekommt zwar ein tolles Zeugnis, für einen Blinden ist die Seite aber ein Fiasko. Viele, die großspurig „barrierefreies Webdesign“ anbieten, machen genau das. Das ist nicht Bosheit, sondern eher die Unlust, sich näher mit der komplexen Thematik vertraut zu machen. Lieber Trick 1 bis 18 - und fertig.

Linktipp:

http://wave.webaim.org/